Nordnorwegens älteste Stadt

18 07 2011

Ich habe es also auf „die“ Lofoten geschafft (Ich will ja nicht klugscheißen, aber „Lofoten“ ist kein Plural, sondern sieht nur im Deutschen so aus. Das „die“ tut mir jedes mal weh, ist aber in unserem Sprachgebrauch üblich, und eigentlich sind es ja auch mehrere Inseln, also bleibe ich dabei)

Ich bin also in Kabelvåg, einem kleinen Dorf an der E10, ca. 10 Busminuten westlich von Svolvær, dem Lofoten-„Ballermann“ (Dieser bescheuerte Vergleich ist nicht von mir, sondern von einem Troll im Norwegenfreunde-Forum, der meinte, Lofoten und Vesterålen seien total überbewertet. Ich wiederhole diesen Schwachsinn hier nur, um einmal vehemrnt zu widersprechen. Hier oben gibt es keinen Massentourismus. Hier besteht lediglich Gefahr, andere Touristen zu treffen. Für den deutschen Hardcorecamper in seinem hermetischen fahrbahren Wohnbunker ist sowas natürlich schrecklich)

Genug gelästert. Für alle, die es nicht wußten: In Kabelvåg steht die „Lofotenkathedrale“ (eine Holzkirche aus dem 19. Jahrhundert, eigentlich nichts besonderes), und es ist der Ort der ältesten Stadt Nordnorwegens, der mittelalterlichen Siedlung Storvågan.

Ich bin eigentlich mehr durch Zufall hier gelandet, wie ich ja schon erzählt habe. Gestern abend war ich einfach nur noch müde und immer noch etwas krank, also verlief der heutige Tag etwas planlos. Und was macht man, wenn man keinen Plan hat? Man leiht sich ein Fahrrad und erkundet erst mal die Gegend.

Der Tag fing an mit Geld abheben, einkaufen und umziehen (weil sie hier unflexibel bei der Vergabe von Zimmern sind – gebucht ist gebucht, the computer says so, da ist der Mensch machtlos gegen did Maschine. Ich hasse Hostels, habe ich das schon erwähnt?)

Mit dem Rad fahre ich erst mal an der E10 entlang, um einen Eindruck von der Insel zu bekommen. Ich nähere mich dem Berg Vågakalken, einem Koloss aus Fels, und überlege mir, bis nach Henningsvær zu fahren, dem Venedig des Nordens. Leider macht mir ein Tunnel einen Strich durch die Rechnung. Es gibt zwar einen Weg über die Berge, der ist aber so steinig, dass ich nach ein paar hundert Metern umkehre. Mit meinem eigenen Fahrrad hätte mich das nicht gestört, aber mit einem gemieteten klapprigen Mountain Bike, bei dem man nie weiß, ob es nach der nächsten Radumdrehung auseinanderfällt, sollte man solche Strecken nicht fahren, finde ich. Henningsvær wird also ein Reiseziel für einen der nächsten Tage – dann mit dem Bus.

Zurück in Kabelvåg folge ich den Wegweisern nach Storvågan. Von einer alten Siedlung sehe ich dort nichts, außer Schilder, die erklären, was wo gewesen ist. Ansonsten gibt es dort das Lofotenaquarium (Fische, Robben, andere Meerestiere) und das Lofotenmuseum. Letzteres ist einen Besuch wert. Das Hauptgebäude war früher der Wohnsitz des Væreiers, des Fischerdorfbesitzers. Weiterhin gibt es eine Ausdtellung alter Norlandboote und Schiffsmotoren.

Der krönende Abschluss des Tages war eine Wanderung auf den Tjeldbergtind, einen langgezogenen steilen Fels- und Grashügel zwischen Kabelvåg und Svolvær. Er ist nur zwischen 300 und 400 m hoch, aber die Aussicht ist grandios. Man sieht beide Städte/Dörfer von oben, den Vågakallen, die Bergkette im Inneren der Insel, mehrere Seen, sowie das Festland. Nur in Richtung Nordmeer, Vesterålen und Hinnøya sieht man nicht, weil „richtige“ Berge im Weg sind.

Kabelvåg ist klein, und man läuft sich ständig über den Weg. Johanne (die scheinbar auch hier wohnt) ist mir 3x am Tag begegnet: Beim Einkaufen im Coop, auf der Straße bei der Kirche mit dem Fahrrad, und beim Aufstieg auf den Tjeldbergtind kam sie mir entgegen. Im Bikinitop. Ich musste mir auf dem Gipfel eine Jacke anziehen, um keine Lungenentzündung zu kriegen.

Die nächsten beiden Tage werden wettermäßig eher durchwachsen. Aber ich habe ja Svolvær noch nicht gesehen. Da gibt es viel, was man auch bei Regen machen kann. Danach bleibt es sonnig. An einem Tag mit Sonne will ich auch auf einen höheren Berg, wahrscheinlich im Inneren der Insel. Ich muss nochmal meind Karte studieren. Immerhin diesmal 1:50000. Für die steilen und flächenmäßig kleinen „Miniberge“ hier leider nicht ausreichend. Der Vågakallen ist ein wenige Zentimeter breites Gewirr aus Höhenlinien. Ob und wie man da rauf kommt, ohne zu klettern, kynn mir zumindest diese Karte nicht erklären.

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Oben: Die Lofotenkathedrale

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Oben: Der Vågakallen

Die iPhone-Kamera ist ein nutzloses Stück Scheiße. Fast slle meine Bilder vom Tjeldbergtind sind zu dunkel.

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Oben: Der Trollstein…

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Kostenkontrolle

18 07 2011

Es war mal wieder Zeit, meine Kosten durchzurechnen.

Nordnorwegen war deutlich teurer. Meine täglichen Ausgaben sind von 500 auf 600 NOK gestiegen. Das ist aber immer noch im grünen Bereich nach meiner Kalkulation.

Ich hätte erwartet, dass durch die vielen Museumsbesuche und langen Busfahrten hohe Kosten entstanden sind. Aber das waren alles Peanuts. Auf dem Konto Sightseeing/Transport macht die eine Fahrt mit der Hurtigrute 50% aus! Streng genommen war das zwar auch Unterkunft, aber man sollte meiner Meinung nach 1-2 Fahrten in der Kalkulation vorab als Einmalkosten einplanen. Das habe ich bei der (wesentlich billigeren) Zugfahrt so gemacht…

Der größte Brocken war Verpflegung. Ich war etwas faul beim Selberkochen, bzw. hatte nicht jeden Tag Bock auf Linsen, Müsli und Nudeln ;).

Die 1/4-Regel stimmt übrigens scheinbar doch für Norwegen: Pro Tag jeweils ca. 200 NOK für Unterkunft, Verpflegung, Transport+Sightseeing, Sonstiges. Bei mir fällt Unterkunft wesentlich billiger aus dank Zelt, sowie Sonstiges (was soll das schon sein, außer Duschen, Waschen und Internet?). Sightseing ist auch ein kleiner Posten, da ich viel wandere, und das kostet nix.

So, erst mal das Einzelzimmer für eine weitere Nacht sichern. 😉