Hansestadt Bergen

15 08 2011

Mein Besuch in Bergen war kurz. Macht aber nix, weil ich dort vor drei Jahren schon war. Diese Stadt lag einfach auf dem Weg nach Stavanger. Dorthin sind es weitere 5 Stunden Busfahrt. an einem Tag hätte ich diese Strecke nicht durchgestanden.

In Bergen gibt es zwei Hostels, ein HI-Hostel und ein YMCA-Hostel direkt am Fischmarkt. Letzteres ist seltsam. Dort wird Gepäck geklaut (zum Glück nicht meines), und für die Reservierung wollen sie deine kompletten Kreditkartendaten inklusive CBC-Code per Telefon haben – wohl gemerkt, nur für das Buchungssystem. Bezahlen kann man dann trotzdem in bar, aber nur wenn man vor 0:00 ankommt, sonst muss man im voraus mit Karte bezahlen. Meinen Rucksack lasse ich lieber in einem Schließfach am Bahnhof, während ih mir Bergen ansehe.

Der Bahnhof … Von hier aus könnte ich theoretisch mit der Bahn nach Finse fahren und noch eine Woche Hardangervidda dranhängen. Aber das packen meine Füße nicht mehr. Ich werde den gebuchten Rückflug von Stavanger aus nehmen.

In Bergen regnet es auch am nächsten Tag. Viel Zeit für Unternehmungen habe ich nicht. Ich sehe mir zum zweiten mal Bryggen an, versuche diesmal ein paar brauchbare Fotos zu machen (nicht so einfach, wegen den schwierigen Lichtverhältnissen und den Touristenmassen, die einem vor die Linse laufen) und besuche das hanseatische Museum. Danach war nur noch Zeit für ein Mittagessen.

Besser wäre es gewesen, einen Gabelflug zu buchen. Aber bei der Flugbuchung wollte ich die Reise noch in der anderen Richtung machen. Ich hätte dann Stavanger/Oslo gebucht. Gar nicht gut.

Das besondere an Bergen im Vergleich zu anderen Hansestädten: Nach dem Niedergang der Hanse wurde das Kontor von den Bergensern übernommen und bis 1899 nach fast dem gleichen System weiter betrieben, vor allem was den Handel mit Nordland betrifft (Stockfisch und Tran gegen Getreide, Holz und anderes Zeugs). Außerdem wurde dort weiterhin zumindest teilweise Deutsch gesprochen, was den Bergenser Dialekt beeinflusst hat.

In Bryggen war noch irgendeine Wahlkampfveranstaltung der Frp Hordaland. Der Wahlkampf hat jetzt begonnen, und somit auch die Schlammschlacht in den Medien und die politische Ausschlachtung des Utøya-Massakers. Carl I. Hagen (Frp), Bürgermeisterkandidat in Oslo, bekommt gerade die volle Breitseite gegen seine Partei ab, weil er zum falschen Zeitpunkt ein paar dumme Sprüche losgelassen hat (z.B. dass die meisten Terroranschläge von Moslems verübt werden). Ein nützlicher Idiot füt beide Seiten und ein Bauernopfer für die Frp. Wahlkampf ist in jedem Land der Welt auf die gleiche Art widerlich.

Ich verlasse Bergen mit dem Kystbussen nach Stavanger. Kein Umsteigen, nur 5 Stunden, dafür aber zwei Überfahrten mit der Fähre. Dieser Abachnitt der E39 ist noch lange keine Autobahn, aber im Vergleich zu manch anderen Straßen und Busstrecken in den letzten Tagen geradezu langweilig. Nicht so die Küstenlandschaft. Von der ersten Fähre aus sehe ich im Norden einen treppenförmigen Gebirgszug. Wahrschrinlich der Ålfotbreen. Sehenswert, aber leider zu weit weg für ein anständiges Foto.

In Stavanger steige ich am Mosvatn aus und folge dem Kiesweg am Seeufer zum bekannten Campingplatz. Die Sonne scheint, und morgen kann es von mir aus schütten, ich habe keinen Bock meht auf Hostels. Irgendwie ist es ein Gefühl als würde ich zu hause ankommen. Genau wie vor 7 Wochen als ich nach einer langen Busfahrt von Lysebotn wieder in Stavanger ankam. Entweder liegt es daran, dass Stavanger eine Art Fixpunkt auf dieser Reise war, oder ich fühle mich einfach nirgends richtig zu hause. Das wäre mir im Moment ganz recht so. Mal sehen, wie es mir morgen geht, wenn ich meine Wohnung wieder sehe…

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Oben: Bryggen, das ehemalige Hansekontor. Zumindest das, was nach mehreren Bränden davon übrig ist. Die alten Häuser wurden erst vor wenigen Jahren restauriert, und das Projekt ist noch nicht abgeschlossen.

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Oben: Ein Balkon in Bryggen

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Oben: Diese Königsdorsche (ausgestellt im Hanseatischen Museum) sind ein paar hundert Jahre alt. Sie galten früher als Glücksbringer. Auch im Fischerdorfsmuseum in Å i Lofoten findet man den Kopf eines Königsdorsches, angeblich um den Zorn des Klabautermanns zu besänftigen, der direkt daneben sitzt…

Trockenfisch ist normalerweise über Jahre haltbar, aber diese hier sind wohl nicht mehr genießbar. Immerhin stinken sie nicht mehr als noch „frische“ Stockfische.

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Oben: Kanzlei im Hansemuseum.

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Oben: Schøtstue im Hansemuseum. Hier trafen sich die Angestellten des Kontors unter anderem zum Essen, denn es waren die einzigen Häusern, in denen Feuer angezündet werden konnte.

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Oben: Alte Häuser am Fischmarkt

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Oben: Gasse in Bryggen



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