Narvik 1396 km

8 07 2011

Ein großer Sprung: Gestern war ich noch in Oslo, und heute liege ich in Narvik in der Sonne. Das heißt, die Sonne ist gerade wieder weg, und über Fagernesfjellet, dem Hausberg von Narvik, braut sich ein Atompilz zusammen. Auf diesen Berg wollte ich heute nacht.

Mit dem Zug braucht man von Oslo nach Fauske oder Bodø ca. 17 Stunden. Im voraus gebucht zahlt man mit etwas Glück nur 299 NOK. Da habe ich für manche Busfahrten nehr gezahlt. Ich habe dann in Fauske den Bus genommen. Narvik hat zwar auch einen Bahnhof, aber von da kommt man nur nach Schweden.

Auf der Fahrt nach Trondheim konnte man noch die Spuren der Flutkatastrophe von vor wenigen Wochen sehen. Irgendwo bei Hunderfossen lag ein Carawan im Fluß. Ich habe solche Bilder schon im Fernsehen gesehen und wundere mich, dass sie die Karre noch nicht rausgezogen haben. Später auf dem Dovrefjell gelang es mir ein zweites mal nicht, das Snøhetta-Massiv zu fotografieren. Vielleicht steige ich dieses Jahr noch da rauf…

Ab Trondheim habe ich geschlafen (11 Stunden Zugfahrt) und bin erst kurz nach dem Polarkreis aufgewacht. Es blieb noch Zeit für ein Frühstück im Zug.

Auf der Busfahrt nach Narvik, und vor allem von der Fähre bei Bognes aus, kann man die fantastische Landschaft Nordnorwegens bewundern. Trotzdem empfehle ich ein eigenes Auto, denn der Bus macht keine Fotostops.

Habe mich gerade wegen Regen ins Zelt verzogen, dabei sind nur drei Tropfen gefallen. Die knisternde Außenzeltplane hört sich an wie Regen. Oder es sind die blöden Reissverschlüsse. Es nervt jedenfalls.

Der erste Hering ist auch schon im Arsch – verbogen, weil mit brachialer Gewalt in den harten Boden eingeführt. Wenn ich den nachkaufe, dann aus Stahl. Scheiß auf die paar Gramm extra. Das Zelt neben meinem hat die richrigen Heringe: einfache, rechtwinklige Eisenstäbe, nicht dieser High-Tech-Mist von Vaude.

Hier gibt es mehr Spinnen als Mücken. Ich frage mich, wo die herkommen.

Aber ich war bei der Landschaft hier: Fjorde, alpines Terrain und Birkenwälder auf Meereshöhe. Weitgehend unberührt, denn Landwirtschaft gibt es fast überhaupt keine (Die Lofoteninsel Vestvågøy ist da eine Ausnahme). Die Berge sehen aus wie Zähne aus blanken Fels, teilweise mit Schnee bedeckt, und nur auf den unteren paar hundert metern grün. Die Baumgrenze ist hier nicht
weit über Meeresniveau.

Außerdem sind das richtige Berge hier. Keine Hochebene mit Buckeln wie die Hardangervidda, und keine Felsplatte mit Gräben wie das Hinterland von Stavanger, sondern Berge eben.

Mittlerweile ist der ganze Himmel voll mit Wolken und blauen Löchern. So schnell wie das Wetter sich hier komplett ändert, frage ich mich, wie man hier überhaupt Wetterprognosen erstellt. Vielleicht liest man sie aus Fischeingeweiden. In der Zeitung stand jedenfalls, dass das Sommerwetter im Norden jetzt vorbei ist. Da ich im Süden war, habe ich davon nichts mitbekommen. Im Süden herrschten „ustabile forhold“, wie jetzt auch im Norden. Das heißt, man weiß nicht, wie das Wetter wird.

Narvik ist eine weitere Industriestadt. Hier ist aber nicht Wasserkraft die Grundlage, sondern der Hafen und die Eisenbahn nach Kiruna, wo Erz abgebaut wird.

Wenn ich noch auf den Berg will, kann ich genausogut jetzt los gehen. Da das Wetter über den Berg kommt kann ich es eh nicht vorhersehen… War das gerade Donner? Ach, mir reichts. Erst mal WLAN organisieren und das hier posten…

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