Wieder Bergsteigen

13 07 2011

Es hat den ganzen Tag durchgeregnet. Perfektes Wetter also für Sightseeing und Museen.

Die Eismeerkathedrale war ein wenig enttäuschend. Es ist einfach eine moderne Kirche mit etwas eigenwilliger Architektur, die mich nicht unbedingt vom Hocker gehauen hat. Das Glasmosaik war auch nichts Besonderes. Vielleicht lag es am Licht. Oder ich bin einfach ein Banause, was Architektur und Kunst betrifft. Deshalb hat mich auch das Mitternachtssonnenkonzert, das hier jede Nacht um 23:30 stattfindet, nicht interessiert.

In der Stadt machte ich mal wieder Bekanntschaft mit der Dreistigkeit deutscher Touristen. Eine etwas ältere Dame quatscht mich von der Seite an: „Entschuldigen Sie! dDs Museum!“ – Ich Idiot antworte auch noch auf deutsch: „Welches Museum?“ – „Na DAS Museum!“ (deutlich genervt) … Gemeint war wohl das Polarmuseum. Ich hätte die Alte Englisch sprechen lassen sollen, just for lulz.

Das Polarmuseum habe ich dann auch noch besucht. Themen: Die Jagd auf Svalbard, Walfang, Amundsens Südpolexpedition. Dazu Modelle von Forschungsschiffen wie der „Fram“, Modelle von Fokker-Flugzeugen und dem Luftschiff „Norge“, ausgestopfte Eisbären, Robbenfelle, alte Jagdwaffen.

Wieder auf dem Festland sehe ich einen Wegweiser: Fjellheisen. Also wieder eine Seilbahn auf einen Berg, von dem aus man die Stadt sehen kann, wie in Narvik. Der Berg war aber nicht zu sehen. Trotzdem suchte ich nach einem Fußweg auf den Berg. Ich fand einen gut ausgetretenen, aber nicht markierten oder beschilderten Pfad in den Wald, der mit mäßiger Steigung nach Süden am Berg englang führt.

Mir kam eine Familie mit Kindern entgegen, und ich überholte einen Wanderer mit großem Rucksack, Tarnklamotten und Hut. Sonst war bei dem Wetter niemand unterwegs. Der Weg wurde immer steiler, und führte irgrndwann direkt nach oben auf den Berg und zurück Richtung Norden.

Irgendwann endete der Wald, und ging über in alpines Terrain mit kleinen Büschen, einzelnen Birken und dem üblichen Kleinbewuchs. Der Hang war steil, aber das Ende fast erreicht. Weiter nördlich allerdings lag ein höheres Stück Hang im Nebel, dessen Höhe ich nicht abschätzen konnte. Auch im Tal hing Nebel, und die Stadt war nicht mehr zu sehen, wohl aber zu hören. Der Weg führte auf dem Bergkamm entlang Richtung Norden, durch noch mehr Nebel. Nach einer Ewigkeit war links ein Zaun zu sehen, der einen Felsabhang absperrte, dann eine Wetterstation und schließlich die Bergstation der Gondelbahn.

Darin war ein Souvenirladen und ein Cafe, wo ich mir ein Sandwich bestellte, fast nur um den Laden als Trockenraum zu missbrauchen. In der Stube hingen Fotos, die zeigten, wie hier wohl die Aussicht bei gutem Wetter sein könnte. Eines zeigte Tromsø bei Nacht, also im Winter, mit Nordlicht, ein anderes die verschneiten Berge über der Stadt. Ich war zur falschen Jahreszeit hier.

Ich fuhr mit der Bahn zurück ins Tal. Im Cafe war gerade Schichtwechsel. Der Job des Liftfahrers besteht anscheinend darin, „klar for kjøring“ ins Mikrophon zu rufen und mit den beiden Blondinen zu flirten, die nach Feierabend mit runter fahren.

Ich schleppe mich zum CP und plane die Weiterreise. Das Wetter bleibt beschissen. Lofoten und Vesterålen versprechen trockeneres Wetter. Auf dem Møysalen schneit es.

Die Busverbindungen sind umständlich und langsam. Aber es gibt Hoffnung: Die Hurtigrute. Damit komme ich sehr schnell entweder nach Alta oder Mehamn, oder nach Sortland oder Svolvær, spare mir also den Landweg über Narvik auf die Lofoten. Bleibt nur noch die Frage der Richtung: Muss ich unbedingt an den nördlichsten Punkt des europäischen Festlands, nach Kinnarodden, eine Tageswanderung von Mehamn entfernt? Oder gebe ich so kurzvor dem (nie geplanten) Ziel auf und fahre wieder nach süden? Die Vernunft sagt: „Süden! Am besten gleich weiter … Nach Italien oder so.“

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