Art Nouveau
11 08 2011Ich habe ja gestern geschrieben, dass Ålesund „Glück“ hatte, zur richtigen Zeit abzubrennen. Das kann man so nicht stehen lassen. Nicht nur Ålesund hatte Glück. Der Wiederaufbau der Stadt nach dem Brand von 1904 schaffte Arbeitsplätze im ganzen Land, von der schwächelnden Baubranche in Oslo bis zu den Schiefersteinbrüchen in Alta. Architekten und Künstler aus ganz Europa konnten sich in Ålesund austoben. Schiffe mit Hilfsgütern, darunter vier deutsche Schiffe, die zum Teil auf Befehl von Kaiser Wilhelm II persönlich losgeschickt wurden, kamen schon wenige Tage nach dem Brand in Ålesund an.
Natürlich rief das auch damals schon die Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Die Brandursache ist bis heute ungeklärt. Immerhin forderte diese Katastrophe „nur“ ein Todesopfer. Für die Entwicklung der Stadt war der Brand jedenfalls ein Segen, denn die neuen Steinhäuser waren in jeder Hinsicht ein Fortshritt gegenüber den alten Holzhütten mit ihren rudimentären sanitären Einrichtungen. Vor dem Brand waren viele Ålesunder davon überzeugt, dass sie in Norwegens hässlichster Stadt wohnten.
Zu empfehlen ist in Ålesund das Jugendstilsenter, ein Museum, in dem man nicht nur die Geschichte des Brandes in einer Multimediapräsentation („Zeitmaschine“) erfährt, sondern auch das Jugendstil-Wohnhaus einer Apothekerfamilie besichtigen kann.
Die Präsentation musste ich mir auf Deutsch („IKEA-Deutsch“ mit schwedischem Akzent) antun, weil eine deutsche Wohnmobiltouristin darauf bestanden hatte. Danach mussten sich auch die norwegischen Touristen richten. Vorher jammerte mir die Alte noch die Ohren voll („Mein Mann fischt den ganzen Tag“ – „Na, so ist doch wenigstens das Abendessen gesichert“ – „Naja, manchmal fängt er auch was“ … „Wir haben acht Angelruten dabei!“). Auch das Museum schien sie nicht wirklich zu begeistern.
Nach dem Museum mache ich noch einen Spaziergang durch die Stadt. All zu groß ist der historische Stadtkern nicht. Den Rest des Tages verbringe ich auf der Aksla mit einem Buch in der Sonne bis es mir dort zu windig und zu kalt wird. Ich mache mir was zu essen (gebratener Lachs mit Kartoffeln, gefangen im Kühlregal im Rema1000) und plane die weitere Reise. Måløy oder Florø wären einfach zu erreichen und liegen auf dem Weg. Aber Fischerdörfer habe ich schon genug gesehen. Ich überlege gerade, ob ich nicht doch noch den großen Gletscher mitnehmen kann… So oder so werde ich wohl noch ein letztes mal im Regen zelten müssen.
UPDATE: Ich fahre nach Olden und schaue mir den Gletscher an. Das ist sogar weniger kompliziert als Måløy. Nur zum Campingplatz werde ich wahrscheinlich trampen muessen. Aber das ist es mir schon wert. Ein Bus geht direkt weiter nach Bergen, also ist die Weiterreise kein Problem. Auch zum Zeltabbauen habe ich genuegend Zeit.
Oben: Strasse in Ålesund in der Næhe des Hostels
Oben: Das Jugendstilmuseum, frueher eine Apotheke und Wohnhaus des Apothekers und seiner Familie
Oben: Der Kanal im Stadtkern von Ålesund
Oben: Strassenecke in Ålesund
Oben: Strassenecke in Ålesund, im Hintergrund die Kirche
Oben: Wohnhaus in Ålesund
Oben: Kirche in Ålesund
Oben: Haus in Ålesund
Oben: Aussicht von der Aksla ueber den Fjord.
Oben: Statue auf der Aksla
Oben: Haus der Freimaurerloge in Ålesund (gibt es scheinbar in jeder grøsseren norwegischen Stadt)
Oben: Alpine Vegetation auf der Aksla. Latschenkiefern (wenn es denn welche sind), sind in Norwegen eher selten. In den Alpen sind sie dominierend ueber der Baumgrenze.
Oben: Auf der Aksla
Oben: Inschrift auf einer Bank auf der Aksla
Oben: Bunkeranlage auf der Aksla, wahrscheinlich aus dem 2. Weltkrieg. Ålesund war als Kuestenstadt sicher auch strategisch wichtig und hatte entsprechende Verteidigungsanlagen. Genaueres weiss ich allerdings nicht.
Oben: Ein Riesensvieh von Rabe, und kein bisschen Kamera- oder Menschenscheu. Ich hatte wahrscheinlich mehr Respekt vor dem Vogel als er von mir.
Oben: Bæume auf der Aksla.
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