Bodø

2 08 2011

Ich habe schon in Oslo fesgestellt, dass Hostels besser sind als Budget-Hotels, nicht nur im Preis-Leistungsverhältnis, sondern in Preis UND Leistung. Das hat sich jetzt in Bodø bestätigt. Name & Shame: Bodø City Hotell. Das Hostel am Bahnhof war leider ausgebucht. Das Hotelzimmer war eine einzige Zumutung. Ich hätte besser auf dem Campingplatz übernachtet.

Aber was mache ich eigentlich in Bodø? Ich wollte doch den Zug nach Trondheim nehmen. Mache ich auch. Allerdings zahle ich für das Ticket nur halb soviel, wenn ich einen Tag später fahre. Das Ersparte geht zwar für die übernachtung drauf, aber so habe ich noch einen Tag, um mir Bodø anzusehen, und zusätzlich kann ich in Bodø ein paar notwendige Dinge erledigen, wie Waschen und unnötiges Gewicht nach Hause schicken. Waschmaschine und Trockner gibt es am Yachthafen, sind aber teuer (50 + 50 NOK, Zahlung nur mir Kreditkarte).

In Bodø liegt Norwegens wichtigster Militärflughafen. Hier sind gestern die F-16-Flugzeuge gelandet, die in Libyen beteiligt gewesen waren. Zum Schutz der Zivilbevölkerung hat Norwegen dort knapp 600 Bomben abgeworfen. Diesen Satz lasse ich mal so stehen, ohne ihn weiter zu kommentieren. In der heutigen Aftenposten (man braucht ja Zunder für das nächste Lagerfeuer) wird ein Experte zitiert, der meint, dass Norwegens Rückzug aus dem Militäreinsatz zu einem strategisch günstigen Zeitpunkt stattfand, denn so hat das Land sich als NATO-Mitglied bewiesen und es trotzdem vermieden, mit einer „weitgehend mißglückten Operation“ in Verbindung gebracht zu werden. Die Verteidigungsministerin widerspricht dieser letzten Einschätzung natürlich entschieden…

In derselben Ausgabe war auch ein Interview mit Siv Jensen zu den Terroranschlägen von Oslo und Utøya. Die Vorsitzende von Norwegens Steuersenkungs- und Fremdenfeindlichenpartei hat einen Haufen Distanzierungsarbei vor sich. Ihre Antworten auf Fragen wie: „Wird die Frp weiterhin von der gleichen Rhetorik wie z.B. ’schleichende Islamisierung‘ Gebrauch machen?“ variierten zwischen: „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht“, „Das habe ich verdrängt“ (2x wörtlich!), „Darüber reden wir, wenn die Zeit reif ist“. An das frühere Parteimitglied Anders Behring Breivik will sich in der Frp niemand erinnern können, denn „Niemand will mit jemandem assoziiert werden, der so eine Tat begangen hat“. Das ist jetzt nicht wirklich überraschend.

Was mache ich hier, wenn meine Wäsche fertig ist? Kommt auf das Wetter am Nachmittag an. Ich war noch nie bei gutem Wetter auf dem Keiservarden. Und wenn es regnet, gibt es hier noch ein Luftfahrtmuseum.

Auch in der Aftenposten: SAS-Werbung: Reikjavik 569 NOK…

(später)

Ich war auf dem Keiservarden. Nebel. Wie letztes Jahr. Kaiser Wilhelm muss einen guten Tag erwischt haben, wenn er dort wirklich so begeistert von der Aussicht war.

Ich genehmige mir noch eine Pizza bevor der Zug fährt. Der Wirt hält mich für einen Dänen. Das ist mir bisher noch nicht passiert.

Schlafen im Zug ist nicht, wegen einer Familie mit hyperaktiven Kindern, die im Zug auf und ab laufen und schreien, während ihr Vater sie mit Cola abfüllt. So sehe ich auf dem Saltfjell zum ersten mal seit Wochen einen Sonnenuntergang.