Zurück nach Stavanger

30 06 2011

Vom Adlernest nehe ich den Bus nach Stavanger. Eigentlich ist das die falsche Richtung, aber landeinwärts kommt man mit Bussen nicht weiter, und Trampen ist dort auch schwierig.

Der Bus fährt zuerst auf einer einspurigen Straße nach Sirdal, durch die Art von Landschafz, durch die ich zuvor schon drei Tage lang gelaufen bin: Ein Meer aus glattgeschliffenen Felsen, dazwischen immer wieder Seen (manche künstlich aufgestaut), tiefe Schluchten und vereinzelte Flecken Vegetation (je höher, desto weniger). Als Zeichen von Zivilisation Stromleitungen (diese Region ist ein einziges riesiges Wasserkraftwerk) und Schafe.

Der Busfahrer erklärt, dass es hier drei Arten von Schafen gibt, die sich vor allem in ihrem Verhalten gegenüber hupenden Autofahrern unterscheiden:

Typ 1: „OK, ich kann das gehupe nicht mehr hören und gehe jetzt langsam von der Straße“

Typ 2: „Da war doch ein Geräusch… Schon wieder… Hmm, wieder dieses Geräusch… Was will der bloß von mir?! … Oh nein! Radfahrer!! Rennt um euer Leben!!!“

Typ 3: „Hey, schön dass hier mal jemand vorbeikommt! *tanzt auf der Straße* … Argh, das ist aber groß und schnell, weg hier!“

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Ich sitze jetzt wieder auf demselben Campingplatz und überlege mir wie ich nach Rjukan komme und wieviel Zeit ich dort noch habe. Den Wetterbericht will ich gar nicht sehen. Ich kann mir das Wetter eh nicht aussuchen.

Auf dem CP ist alles beim alten. Das WLAN ist grottig, am See kreischen die Vögel, und die Oma vom letzten mal sitzt auf ihrem alten Platz und fragt mich nach Kippen („Røyker du ikkje? … Æ du tysker? Eg høre det, du æ tysker.“ – ich frage mich langsam, ob das Norwegisch, das ich gelernt habe nur von Nachrichtensprechern gesproches wird… Hier in Stavanger auf jeden Fall).



Kjerag, Zweiter Versuch

30 06 2011

Der letzte Abend endete mit einer Pokerrunde und einem Bierchen in Olav’s Pub, wo Basejump-Videos gezeigt wurden. Der Plan für heute: Mit den Basejumpern rauf zum Adlernest fahren und zum Kjerag wandern. Dann den Bus nach Stavanger nehmen. Oder per Anhalter in die andere Richtung weiter, denn Stavanger ist eigentlich ein Umweg.

Tatsächlich lief alles anders. Die halbe Mannschaft verpennt am morgen, der Himmel ist voller Wolken, und der Van fährt erst eine Stunde später. So blieb immerhin Zeit für ein gemütliches Frühstück. Trotzdem: Meine Sachen waren schon gepackt, inklusive Daypack für die Wanderung.

Ob ich im Van mitfahren könnte, stellte sich dann im letzten Moment noch als unklar heraus. Außerdem müsste ich 70 oder 100 Kronen bezahlen, je nachdem, ob jemand für mich seine Lochkarte stempeln läßt, oder ich als Anhalter mitfahre.

Das Problem erledigte sich aber von selbst, denn ich konnte mit einem deutschen Touristen umsonst im Auto mitfahren. Außerdem wartete ich oben vergeblich auf den Basejumper-Van, und mir kamen auch keine Jumper entgegen. Bei dem Wetter auch kein Wunder.

Am Adlernest angekommen, brachte ich erst mal meinen großen Rucksack unter. Es war so neblig, dass ich nicht mal den Einstieg zum Wanderweg finden konnte, denn Spuren waren überall, Markierungen nirgends zu sehen. Keine guten Bedingungen, wenn man über einer mehrere hundert Meter hohen Klippe entlang wandern will.

Zum Glück kam mir ein Russe mit GPS und Kompass zu Hilfe. Eigentlich Overkill, denn der Rest des Weges war leicht zu finden dank Markierungen und Eisenketten… Außerdem kannte ich zwei Drittel des Weges schon.

Angegeben sind 5 Stunden für diese Tour. Ich war nach etwa 4 stunden wieder zurück. Aussicht auf den Fjord gab es unterwegs manchmal kurz. Der Gipfel und der Kjeragbolten jedoch waren in dichtem Nebel eingehüllt. Man konnte die fast 1000 Meter hohe Klippe nur erahnen. Die senkrechten Felswände verschwanden nach wemigen Metern im Nichts. Dazwischen eingeklemmt hing der „Bolten“. Auf das Klassische Foto auf dem Felsblock habe ich verzichtet. Es war ja nichts zu sehen.

Zurück am Adlernest hatte sich der Nebel dann einigermaßen gelichtet, und man konnte auf Lysebotn und auf die Straße mit ihren 24 Haarnadelkurven (davon zwei in einem einspurigen Tunnel ohne Gegenverkehrsampel oder Spiegel) heruntersehen.

Zusammenfassend kann ich sagen: Die letzten knapp drei Tage in Lysebotn waren ziemlich für den Arsch. Und teuer.

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