This Morning we have Breakfast in Hell

3 08 2011

(03.08.2011, Im Zug irgendwo in Nord-Trøndelag)

Es sieht so aus, als wäre ich wieder im Saarland oder irgendwo im Hunsrück unterwegs: Keine Berge, dafür runde Hügel, viel Wald, Felder und Bauernhöfe. Nur die roten und weißen Holzhäuser erinnern an Norwegen. Dann taucht plötzlich auf der rechten Seite wieder das Meer auf.

Den Bahnhof von Hell habe ich leider verpasst. Der Zug ist durchgefahren, während ich mit meinem Blueberrymuffin beschäftigt war. Aber so passt wenigstens der Titel. Von einem Fotostop in Hell war ja keine Rede.

In Trondheim sichere ich mir als erstes ein Bett für zwei Nächte im Hostel. 245 NOK pro Nacht, mit Frühstück, plus einmal 65 NOK für Bettzeug. Schlafsaal mit 4 Betten

Zwei Deutsche checken gerade aus, jeder mit einem Rucksack so schwer wie meiner. Im Gepäck normales Küchengeschirr (schwer!). Angeblich hatten sie im Süden (Bergen, Finse, usw.) fast nur gutes Wetter. Wir tauschen kurz einige Erfahrungen aus, über Isomatten, Kocher, Lagerfeuer, Wetter, Hostels und Kreditkarten.

Internet ist hier auch wieder vorhanden.

Es hat 24 Grad, und die Sonne scheint. An solche Temperaturen muss ich mich erstmal wieder gewöhnen.

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Oben: Erste Eindrücke von Trondhein um 7 Uhr morgens. Man beachte die alten Fabrikgebäude, die zu Restaurants und Bars umfunktioniert wurden.



Bodø

2 08 2011

Ich habe schon in Oslo fesgestellt, dass Hostels besser sind als Budget-Hotels, nicht nur im Preis-Leistungsverhältnis, sondern in Preis UND Leistung. Das hat sich jetzt in Bodø bestätigt. Name & Shame: Bodø City Hotell. Das Hostel am Bahnhof war leider ausgebucht. Das Hotelzimmer war eine einzige Zumutung. Ich hätte besser auf dem Campingplatz übernachtet.

Aber was mache ich eigentlich in Bodø? Ich wollte doch den Zug nach Trondheim nehmen. Mache ich auch. Allerdings zahle ich für das Ticket nur halb soviel, wenn ich einen Tag später fahre. Das Ersparte geht zwar für die übernachtung drauf, aber so habe ich noch einen Tag, um mir Bodø anzusehen, und zusätzlich kann ich in Bodø ein paar notwendige Dinge erledigen, wie Waschen und unnötiges Gewicht nach Hause schicken. Waschmaschine und Trockner gibt es am Yachthafen, sind aber teuer (50 + 50 NOK, Zahlung nur mir Kreditkarte).

In Bodø liegt Norwegens wichtigster Militärflughafen. Hier sind gestern die F-16-Flugzeuge gelandet, die in Libyen beteiligt gewesen waren. Zum Schutz der Zivilbevölkerung hat Norwegen dort knapp 600 Bomben abgeworfen. Diesen Satz lasse ich mal so stehen, ohne ihn weiter zu kommentieren. In der heutigen Aftenposten (man braucht ja Zunder für das nächste Lagerfeuer) wird ein Experte zitiert, der meint, dass Norwegens Rückzug aus dem Militäreinsatz zu einem strategisch günstigen Zeitpunkt stattfand, denn so hat das Land sich als NATO-Mitglied bewiesen und es trotzdem vermieden, mit einer „weitgehend mißglückten Operation“ in Verbindung gebracht zu werden. Die Verteidigungsministerin widerspricht dieser letzten Einschätzung natürlich entschieden…

In derselben Ausgabe war auch ein Interview mit Siv Jensen zu den Terroranschlägen von Oslo und Utøya. Die Vorsitzende von Norwegens Steuersenkungs- und Fremdenfeindlichenpartei hat einen Haufen Distanzierungsarbei vor sich. Ihre Antworten auf Fragen wie: „Wird die Frp weiterhin von der gleichen Rhetorik wie z.B. ’schleichende Islamisierung‘ Gebrauch machen?“ variierten zwischen: „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht“, „Das habe ich verdrängt“ (2x wörtlich!), „Darüber reden wir, wenn die Zeit reif ist“. An das frühere Parteimitglied Anders Behring Breivik will sich in der Frp niemand erinnern können, denn „Niemand will mit jemandem assoziiert werden, der so eine Tat begangen hat“. Das ist jetzt nicht wirklich überraschend.

Was mache ich hier, wenn meine Wäsche fertig ist? Kommt auf das Wetter am Nachmittag an. Ich war noch nie bei gutem Wetter auf dem Keiservarden. Und wenn es regnet, gibt es hier noch ein Luftfahrtmuseum.

Auch in der Aftenposten: SAS-Werbung: Reikjavik 569 NOK…

(später)

Ich war auf dem Keiservarden. Nebel. Wie letztes Jahr. Kaiser Wilhelm muss einen guten Tag erwischt haben, wenn er dort wirklich so begeistert von der Aussicht war.

Ich genehmige mir noch eine Pizza bevor der Zug fährt. Der Wirt hält mich für einen Dänen. Das ist mir bisher noch nicht passiert.

Schlafen im Zug ist nicht, wegen einer Familie mit hyperaktiven Kindern, die im Zug auf und ab laufen und schreien, während ihr Vater sie mit Cola abfüllt. So sehe ich auf dem Saltfjell zum ersten mal seit Wochen einen Sonnenuntergang.



Die andere Seite von Moskenesøy

1 08 2011

Eine knappe Woche hatte ich kein Internet. Davon die meiste Zeit auch kein Handynetz. Und das auf einer Insel, die Telekommunikationsgeschichte geschrieben hat mit der zweiten drahtlosen Telegraphenverbindung der Welt (von Sørvågen nach Røst). Ausserdem hatte ich keine Möglichkeit, mein Handy aufzuladen, also hätte ich nicht beliebig lang offline bloggen können. Den Rest der Zeit hatte ich entweder anderes zu tun, oder mein Aufenthaltsort war zu ungemütlich zum Schreiben (wie jetzt auf der Fähre).

Ich werde vielleicht noch über Details berichten, denn es gibt viel zu erzählen. Aber in allen Einzelheiten und in der richtigen Reihenfolge schaffe ich das nicht. Deshalb hier nur eine trockene kurze Zusammenfassung:

Ich habe Moskenesøya von Fredvang bis Reine durchwandert. Übernachtet habe ich auf einem Campingplatz und zweimal wild, immer am Strand auf der Nordmeerseite (Yttersida) der Insel in verlassenen Buchten (Kvalvika und Horseid). Das Wetter war wechselhaft, von windig und kalt über blauen Himmel und Badewetter (wenn nur das Meer nicht so kalt wäre…) bis zu Nebel und Regen. Zwischendurch musste ich immer steilere Gebirgspässe bis zu 400 HM überqueren um zwischen den Buchten auf der Yttersida und den Fjorden zu wechseln (An der Küste entlang zu wandern ist unmöglich. Dass man auf dieser Insel überhaupt zu Fuß irgendwohin kommt, ist abgesehen von der E10 eher die Ausnahme). Zum Schluss ging es mit dem Schiff von Kjerkfjorden nach Reine.

Der zweite Teil der Reise ging an der E10 entlang. Ich habe mir Sørvågen angesehen, auf der Klippe in Å gezeltet (zwei Sonnentage) und dann die Fähre nach Bodø genommen, zurück aufs Festland.

Noch ein Aufruf: Ich könnte Tips brauchen, wie man ein Lagerfeuer richtig anzündet. Entweder war das Treibholz zu feucht, oder ich zu blöd. Ich habe immer viele Versuche und viel trockenes Gras oder Spiritus gebraucht, bis das Holz brennen wollte.

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Oben: Fredvang Campingplatz

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Oben: Kvalvika

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Oben: Ryten

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Oben: Da muss ich rüber…

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Oben: Endlose Sanddünenlandschaft in Horseid

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Oben: Mein Übernachtungsplatz: Felsen, eine Feuerstelle, improvisierte Bänke und eine umgedrehte Bierkiste. Spuren von Strandpartys, die hier bei besserem Wetter gefeiert wurden. Rechts im Bild Spuren von Besiedelung (aus Beton, also noch nicht so lang her). Die Kletterei war nötig, um an fließendes Wasser zu kommen.

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Oben: Kjerkfjorden

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Oben: „Sonnenuntergang“ auf der Klippe in Å

Wie gesagt, hier kommt vielleicht noch mehr… Im Zug habe ich Zeit zu schreiben.